Schweizerische Landesausstellung BERN 1914

Ferienhaus - Das Idyll Haus - Das Eigenheim der Zukunft

Stereo-Glasbild (Nachlass Emil Pfirter) [374) pe05 - 3d374 - pa17 - s102 - Broschüre
Quelle: Burgerbibliothek Bern
 

Die Eröffnung des Ferienhäuschens

  In der Nachbarschaft der Szeneriebahn, inmitten eines stillversonnenen Gartens, steht ein Ferienhäuschen, mit welchem das Problem "Klein aber mein" zu einer glücklichen Lösung gebracht wurde. Ebenso gut dürfte man über dessen Haustür setzen: "Klein aber f e i n." Auch die offizielle Bezeichnung "Ferien Häuschen" deckt sich nicht vollständig mit Ausstattung und Zweckbestimmung. Wie wir hören, ist dieses Musterbeispiel eines Eigenheims bereits von einem Liebhaber erworben worden und soll seine Besitzer künftig das ganze Jahr hindurch beherbergen.
  Die Silhouette offenbart zarte, luftige Rokokolinien. Das breitausladende Bernerdach hat alle Wucht und Schwere verloren und ist trotzdem das Symbol für Schutz und Geborgenheit geblieben. Selbst mit dem halben Dutzend schlanker Säulen, welche die Dachkanten stützen und die beiden seitlichen Peristyle abgrenzen, wird es jeder heimischen Landschaft wohl anstehen, lieber die Innenausstattung herrscht einstimmiges Lob.
  Vier Zimmer, dazu Küche, Bad, Wohndiele, das will etwas heissen bei einer überdachten Fläche von nur 120 m². Jeder Winkel, jede Wandfläche wurde mit weisem Bedachte ausgenutzt, sodass wir — was die Hausfrau am besten einzuschätzen versteht — 25 Wandschränke zählen konnten. Dabei blieb keine Bequemlichkeit vergessen. Wen das Liegen auf einem der eingebauten Diwane ermüdet, der kann sich davon auf vier, fünf ähnlichen Ruhegelegenheiten wieder erholen. Und jedes Mal fällt der Blick auf andere Farben, deren dezente Abstufung allein den einzelnen Räumen die künstlerische Note verleihen würden.
  Eine einzige Frage gibt uns zu schaffen: Wir wissen nicht, wem wir das Häuschen am liebsten zuerkennen würden, den Grosseltern oder den Jungvermählten. Auch Gäste sind hier willkommen, mit wenigen Handgriffen ist das eine Wohngemach zum Schlafzimmer hergerichtet. Diese ganze kleine Welt soll, wie man uns sagt, nur auf Fr. 12,000 zu stehen kommen. Die Entwürfe des Ferienhäuschens stammen von dem Berner Architekten Philipp Hauser; die Ausführung besorgte das Baugeschäft Schneider u. Cie., Muesmatt, Bern. Gestern wurde das Häuschen eröffnet.

S.H. - Der Bund, Pfingsten 31. Mai 1914
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