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Das Eigenheim der Zukunft - Das Idyll Haus - Seite 1

DER PHILOSOPH AN EINEN ARCHITEKTEN

A. F. E. LANGBEIN

   Du, dessen Kunstgeist toten Steinen
Gebietend winket, dass sie sich
Zu schönen Wohnungen vereinen,
Komm und entwirf ein Haus für mich!

   Kein Feenschloss ! — Mit Sultansschätzen
Hat mich das Schicksal nicht bedacht,
Und ich verachte sie, die Götzen
Der Toren: Ueberfluss und Pracht.

   Der Philosoph und Dichter findet
Ein schlichtes Haus für sich geweiht,
Wenn sich darin Geschmack verbindet
Mit lieblicher Bequemlichkeit.

   Durch solchen Bau mich zu beglücken,
Geh, Freund, mit deiner Kunst zu Rat!
Ich will mein Heiligtum dann schmücken,
Wie vormals Griech' und Römer tat.

   So wie man unter ihrem Dache
Gebilde holder Götter fand,
So steh' in meinem Wohngemache
Freund Amor an der grünen Wand!

   Durch eine weite Pforte führe
Die Freundschaft brave Männer ein;
Doch einer andern kleinen Türe
Darf nur die Liebe kundig sein.

   Sie leite mich zum stillen Zimmer,
Wo mich kein Lauscherblick bewacht,
Und mehr als Gold und Kronenschimmer
Mich treue Liebe glücklich macht.

   0 süsses, häusliches Behagen,
Nach dem mein Herz voll Sehnsucht strebt!
Wann längst ich tot bin, soll man sagen:
Hier hat ein Glücklicher gelebt!

 

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